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.Die Kunst des Klebens.Quarks&Co.Vorschau.Aktuell.Archiv

Die Geschichte des Klebefilms

"Der Name ist das Produkt..."- zumindest glaubt man das bei vielen Alltags-Gegenständen; Beispiel: Tesa-Film. Der Name "Tesa" steht fast schon synonym für den Klebfilmstreifen mit seinem Abreissspender. Doch dieser durchsichtige Tesa-Film hat eine bewegte Geschichte, nicht nur als Erfindung, sondern auch als Lehrstück, wie erst der "richtige" Name zum "richtigen" Produkt kommen muss, um zu einem Verkaufserfolg zu werden. Doch davon später...

Tesa von Beiersdorf gibt es nicht erst seit rund sechzig Jahren als Produkt der Apothekenfirma des Paul C. Beiersdorf aus Hamburg, Tesa ist älter, zumindest, was den "Namen" betrifft:


    Die Beierstorf-Kontoristin Elsa Tesmer war die Taufpatin des Tesa-Film.
  • Wer 1896 Tesa verlangte, erhielt am Ladentisch keinen Klebestreifen - nein, Tesa war der Markenname für die Patent-Tube der Zahnpasta Pebeco, verkaufstechnisch ein absoluter Flopp.
    Der Name Tesa war die Erfindung der Beiersdorf-Sekretärin und Kontoristin "Tesmer, Elsa", die bis 1908 in der Firma arbeitete.

  • Wer dagegen 1926 Tesa verlangte, der hätte in einer Fleischerei fragen müssen: denn Tesa war ab da der Name für eine neuartige Wurstpelle - immer noch keine Spur von einem Klebestreifen. Auch die Wurstpelle war ein Misserfolg...

Vom Flopp zum Hit

Die Erfolgsstory beginnt, als sich 1934 - in Deutschland gibt es sieben Millionen Arbeitslose - der 25-jährige Hugo Kirchberg aus Eisenach bei Beiersdorf in Hamburg bewirbt. Der umtriebige Bürokaufmann aus einer Sechs-Mann-Firma für Bürobedarf hat eine Idee: den bisher erfolglosen "Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilm" von 1896 zum Erfolg zu führen. Er glaubt an das Produkt, zumindest an seine Zukunft im Büro.


Der Erfinder des Beiersdorf - Kautschuk - Klebefilms, des späteren Tesa: Oskar Troplowitz
Der Kautschukfilm war - wie viele Erfindungen - ein Abfallprodukt: hatte doch Oskar Troplowitz ein Wundpflaster gesucht, dabei aber einen Klebstreifen entwickelt, der so stark haftete, dass der die Haut mit herunter riss...

Aus diesem Band wurde das "Lassoband" zum Abdichten von Fahrradschläuchen - und ebenfalls ein Flopp. Am 11. Mai 1936 vermarktet Hugo Kirchberg mit dem Slogan "zum Kleben, Flicken, Basteln" nicht mehr die Klebe-"folien", sondern einen Streifen unter dem Namen "Tesa-Klebefilm", später "Tesa-Film" - gegen den Widerstand des Vorstands. Er sollte aber Erfolg haben, denn seitdem ist Tesa zum Synonym für Klebstreifen schlechthin geworden. Aus den 238.000 Mark Umsatz 1934 wurde ein weltweiter Umsatz heute von mehr als 1,6 Milliarden DM.

Tesa ist seit 1934 ständig verändert worden: Es begann mit einem Filmträger aus Zellglas (Zellulosehydrat), das sehr spröde und wasserempfindlich war und einem Kleber aus Naturkautschuk. Das Ganze wurde ziemlich schnell gelb (und ist heute fast schwarz). Der Film wurde gegen Zelluloseacetat ausgetauscht, in den 60ern gegen Hart-PVC- Folie, ab den 80ern besteht der Tesa-Film aus Polypropylen. Der Kautschuk-Kleber wurde 1960 gegen Acrylat ausgetauscht, war deswegen "glas-klar", enthielt aber Lösungsmittel - heute sind auch die nicht mehr enthalten.

Wie der Klebefilm funktioniert


Der Tesa-Film unter dem Rasterelektronenmikroskop: links unten der glatte Trägerfilm, darauf der proröse Kleber.
Wieso bleibt eigentlich der Klebstoff an einer Seite des Tesa-Film kleben und an der anderen nicht? Und: Wie bleibt der Kleber beim Abrollen am Film hängen?

Der durchsichtige und hochglatte Film ist von beiden Seiten unterschiedlich bearbeitet. Eine Seite ist mit einer Trennschicht versehen, die den Kleber abweist (bei vielen Produkten ist dies ein Lack, beim Tesa-Film fehlt diese Lackschicht, denn der Film selbst ist schon superglatt), die andere Seite eine Verbindungsschicht, die den Kleber bindet. Alles in allem hat der Tesa-Film also drei Schichten: Film, Verbindungsschicht, Kleber.

Heinz Greuling

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(c)  2000 Westdeutscher Rundfunk

Sendedatum: 25.01.2000